Unglaublich wichtig – Zehn-Punkte-Plan der HAW

Verein der Hochschulkanzler*innen unterstützt das Positionspapier der HAW-Sprecherinnen und -Sprecher in der HRK:

Mit seinem 10-Punkte-Katalog hat der Sprecher*innen-Kreis der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) im Vorfeld der Bundestagswahl Forderungen an die Politik formuliert. Als Verein der Hochschulkanzler*innen e.V. unterstützen wir diese Forderungen (zur Onlineversion des Katalogs) nachdrücklich.

Gerade HAW sind Orte der Verwirklichung von Bildungsgerechtigkeit: Hier werden Studierende für ein Studium begeistert und für den Arbeitsmarkt hervorragend qualifiziert, die häufig sonst keinen Hochschulabschluss angestrebt hätten („first academics“). Dieser gesellschaftlich und wirtschaftlich maßgebliche Beitrag der HAW wider den Fachkräftemangel und für die angewandte Forschung und den Wissenstransfer benötigen bessere Rahmenbedingungen. Aus Sicht der Kanzlerinnen und Kanzler der HAW in Deutschland besteht – ergänzend zum 10-Punkte-Katalog – besonders zu den nachfolgend aufgeführten Feldern dringender politischer Handlungsbedarf:

1. Wissenschaftsunterstützendes Personal

Der Betrieb von HAW erfordert aufgrund der Aufgabenfülle und Zielheterogenität verlässliche und attraktive Rahmenbedingungen für das unterstützende Personal in zentraler und dezentraler Administration. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) entschärft diese Situation nicht, er verschärft sie: Es braucht sehr qualifiziertes Personal, um diese weitere Disruption der Arbeitswelt zu bewältigen und sie sodann laufend weiter anzupassen. Trotz beständiger Optimierung, effizienter Prozesse und der Fokussierung auf die wesentlichsten Aufgaben sind die Verwaltungen der HAW aktuell am Maximum dessen, was machbar ist. Dies umso mehr, als wir einerseits weder eine wettbewerbsfähige Bezahlung in umkämpften Feldern wie Bau, IT oder HR anbieten können noch andererseits ausreichend unbefristete Stellen haben, um kompetentes Personal dauerhaft zu binden. Wir fordern

• noch größere Anstrengungen bei der Finanzierung von unbefristetem Personal,

• die Fortführung der BMBF-Förderlinie „FH Personal“,

• eine Kumulation von Inflationsausgleich und der Übernahme von Tarif- und Besoldungserhöhungen im Zukunftsvertrag für Studium und Lehre (ZSL),

• hochschulspezifische Befristungsmöglichkeiten im Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) mit Blick auf das administrative Personal.
 

2. Bau / Infrastruktur

Die HAW in Deutschland verwirklichen aktiv Bildungsgerechtigkeit. Als innovative und individuelle Lernorte benötigen sie dafür besondere Flächen und Infrastrukturen. Realität ist meist, dass wir unwirtschaftliche Mangelverwaltung im Gebäudebereich betreiben müssen. Festgestellte Bedarfe werden erst nach vielen Jahren zur Umsetzung gebracht, Instandsetzungsmaßnahmen maroder Gebäude verschlingen immense Summen ebenso wie die zur Aufrechterhaltung des Betriebs notwendigen Ersatzanmietungen. Wir fordern

• eine signifikante Ausweitung der Förderlinien für Infrastrukturprojekte an HAW zur Unterstützung von Lehre und Forschung,

• eine Aufstockung des Budgets der Stiftung Innovation in der Hochschullehre auf 1 Mrd. € jährlich, auch zur Ausweitung von Infrastrukturprojekten,

• ein Hochschulbaumodernisierungsprogramm gegen den baulichen Sanierungsstau.
 

3. Digitalisierung / IT-Sicherheit

Die Verwaltungen der Hochschulen haben in den letzten Jahren viele Erfahrungen mit der Umsetzung zahlreicher gesetzlicher Vorgaben wie denen des Onlinezugangsgesetzes (OZG) oder des Gesetzes zur Förderung der elektronischen Verwaltung (EGovG) gewonnen und abgearbeitet. Die positiven digitalen Synergieeffekte und Effizienzsteigerungen sind indes oft hart erkauft: Landesvorgaben zur Nutzung bestimmter IT-Produkte, zu wenig Fachpersonal bei der Umsetzung, Cyberangriffe auf Hochschulen als neues Alltagsphänomen und zu starre rechtliche Vorgaben erschweren die fortlaufende Digitalisierung enorm. Wir fordern:

• eine bundesweite Digitalisierungsoffensive zur Zukunftssicherung der IT-Strukturen an Hochschulen,

• Unterstützung des Bundes zur Verbesserung der Cybersicherheit,

• Ausnahmeregelungen im Tarifrecht für die Vergütung von IT-Personal,

• Abbau von rechtlichen Regelungen, die den effektiven Betrieb von IT erschweren.


Unserer Verantwortung an den HAW kommen wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden weiterhin gern und mit ganzer Kraft nach. Bei den vorgenannten Themen ist die Unterstützung der Politik dringend notwendig. Gemeinsam können wir hervorragende Rahmenbedingungen für Bildung, Forschung und Transfer sicherstellen.
 

Der Bundesvorstand des Hochschulkanzler*innen e.V.

Andrea Gerlach-Newman (Bundessprecherin)
Jana Einsporn
Jörn Hohenhaus
Swantje Rother